75 Jahre Mariannhill in St. Josef

„St. Josef“ kann heuer sein 75 jähriges Jubiläum feiern. P. Anton Roos erzählt aus den Anfängen:

75 Jahre Mariannhill in St. Josef

Abt Franz Pfanner, Gründer von Mariannhill, stellte alle seine Werke unter den Schutz des hl. Josef. Dieser sparte wahrlich nicht mit seinem Segen. Die Mission blühte wunderbar auf, so dass dem Heiligen immer mehr Gründungen anvertraut werden konnten. In der Schweiz allerdings musste er sich gedulden. Im kleinen Heiligtum ob Altdorf, 1902 zu seinen Ehren erbaut, wartete der hl. Josef ein Vierteljahrhundert lang auf die Mariannhiller. Er musste viele Kräfte einspannen, um sie dahin zu bringen.

Eine einfache Vertretung Mariannhills war ab 1887 in Rorschach. 1906 verlegte Br. Goar diesen Stützpunkt ins Herz der Schweiz. Pfarrhelfer Franz Xaver Käppeler von Attinghausen stellte ihm gastfreundlich in seinem grossen Haus die nötigen Räume zur Verfügung. Der Name Mariannhills blieb nur vier Jahre lang mit dem Freiherrendorf verknüpft. Br. Sigisbert Jäger verlegte 1910 die Vertretung ins Elternhaus seines Mitbruders Frater Gallus Gisler an der Schmiedgasse in Altdorf, wo sie bis 1920 blieb. Nun wünschte die Generalleitung ein Heim für Missionsstudenten in der Schweiz. Ein günstiges Grundstück fand sich bald. Dr. Antonius Gisler aus Bürglen UR, Regens im Priesterseminar zu Chur und späterer Weihbischof, machte seinen ehemaligen Schüler P. Meinrad Bechtiger auf die sogenannte „Hofstatt“ in Altdorf aufmerksam, die zusammen mit der Josefskapelle im Besitz der Geschwister Huser war. Die dortige Mühle war im Weltkrieg mangels Getreide stehen geblieben. Die ruhige Lage nahe beim Kollegium Karl Borromäus war das, was die Mariannhiller suchten. Doch der schöne Plan scheiterte am Platzmangel im Kollegi. Die Suche musste weitergehen.

Nach einem missglückten Experiment in Gersau richtete man das Augenmerk wieder auf Altdorf. Am 2.9.1927 besuchte P. Meinrad Bechtiger mit P. Walter Koch die Geschwister Huser, um über den Verkauf ihres Anwesens zu verhandeln. Am 03.09. traf man sich vor Herrn Notar Walker, um den Vertrag zu erstellen. Es war am selben Tag, an dem in Würzburg P. Generalsusperior in aller Stille den Grundstein zum Piusseminar legte. Noch stand die Abklärung einer wesentlichen Vorbedingung aus. Am 06.09. wanderten die beiden Patres mit gemischten Gefühlen zum Kollegium Karl Borromäus, dessen Raumverhältnisse sich nicht gebessert hatten. Sie erreichten eine mit Einschränkungen garnierte Zusage. Sie und eine schöne Portion Gottvertrauen ermöglichten den Abschluss des Kaufvertrages am 9.9.27 um 11.15 Uhr. Hektische Geschäftigkeit war vorausgegangen. Die Patres hatten kein Geld. Die Kantonalbank streckte die vereinbarte Anzahlung von Fr. 20’000.– nicht vor. P. Meinrad konnte diese auf Fr. 1’000.– drücken. Der Rest war innerhalb von zwei Wochen nachzuliefern. Aber wo die Fr. 1’000.- nehmen? In der Vertretung an der Bahnhofstrasse liessen sich nur Fr. 500.– zusammenkratzen. Ratsherr Gisler steuerte hilfreich weitere 500.– bei, so dass der feierliche Akt vor sich gehen konnte.

Mittwoch, 19.10.1927 zog die Vertretung aus der Mietwohnung bei Werders hinauf in die “Hofstatt”. Am 20.10.1927 feierte P. Walter Koch als erster Mariannhiller im Beisein dreier Brüder die hl. Messe in der Josefskapelle. Damit ergriffen sie feierlich Besitz vom Haus des hl. Josef, der sich darüber ebenso freute wie sie. “Auf seine Fürbitte gebe uns Gott seinen Segen; er segne alle, die je in diesem Hause wohnen, arbeiten, studieren, er segne auch alle seine Wohltäter!”, schrieb P. Koch in die Hauschronik.

Meinrad Bechtiger eröffnete die Schule im Frühjahr 1933. Die obersten zwei Klassen besuchten das KKB, um die eidgenössische Matura zu erlangen. Erneuter Platzmangel am Kollegi führte dazu, dass St. Josef 1961 die kantonale Matura bekam. 1966 wurde die Schule auch für Mädchen geöffnet und 1972 mit dem Kollegium Karl Borromäus vereinigt. Das Internat bestand bis 1995. Seine Räumlichkeiten sind heute grösstenteils vermietet. Wir Mariannhiller stehen weiterhin unter dem Schutz des hl. Josef im Dienst der Mission mit ihren mannigfaltigen Aufgaben.

Pater Anton Roos


Zur Geschichte der Mariannhiller Missionare, ihrer Aufgabe und ihrer weltweiten Präsenz findest Du viel Information unter: www.mariannhill.de. Die Links auf dieser guten Homepage vermitteln dem sprachgewandten Interessenten die Erfahrung einer lebendigen und Leben spendenden Kirche.

Für den besten Teil der vergangenen 75 Jahre war „St. Josef“ ein lebendiger Teil dieser Kirche. Heute sucht die älter gewordene Gemeinschaft der Schweizer Mariannhiller nach Neuen Wegen der missionarischen Präsenz in der Schweiz.

Der Verein der Ehemaligen versucht hier zu helfen.

Pater Damian Weber, Provinzial CMM